Jagdberichte

Muntjak

Schweden – Waldvogeljagd in Mittelschweden

Mit dem Finnspitz auf Auerhahn

Auerhahnjagd im Herbst geht das überhaupt? Das war meine erste Frage die mir in den Kopf schoss, als mir ein Freund sagte in Schweden werden die Auerhähne nicht wie in Russland üblich in der Balz sondern im Herbst bejagt. Ich dachte mir wie sollen wir den im Wald die Auerhähne finden, wenn wir sie nicht bei der Balz hören können? Ein klärendes Gespräch mit dem Outfitter brachte dann die Lösung, die Auerhähne werden mit dem Hund bejagt, der ihn für uns findet, aber dazu später mehr. Nach dieser Info war klar wir wollten es probieren, eine Gruppe von sechs Jägern und zwei Begleitpersonen war schnell zusammen und wir reservierten uns den ersten Termin im Oktober, da wir noch etwas wärmere Temperaturen wollten.

Für die Anreise nach Schweden hatten wir uns für einen Flug nach Oslo und dann die Fahrt mit dem Leihwagen entschieden. Für mich ist dies die einfachste Alternative im Vergleich zu der Anreise über Stockholm oder direkt mit dem Auto von Süddeutschland zu fahren. Auf der ca. 4h langen Fahrt konnten wir bereits die norwegische und schwedische Landschaft genießen und hatten das Glück drei Elche zu sehen. Im Camp angekommen wurden wir herzlich von Samuel und seinem Team begrüßt. Das kleine Camp liegt im kleinen Örtchen Husvallsgölen direkt bei einem Fluss und besteht aus zwei Häusern, die für maximal acht Personen ausgelegt sind. Während des Abendessens machten wir den Plan für die Jagd am nächsten Tag. Am Morgen sollte es zunächst auf Birkhahn an den Balz-/Rastplätzen gehen, hierfür mussten wir sehr früh los, da wir unsere Ansitzschirme noch in der Dunkelheit einnehmen mussten, um die Vögel zu erwarten. Wir waren immer zweier Teams mit einem Guide, Samuel führte Jürgen und mich am ersten Tag und wir entschieden uns auf ein kleines Bergplateau zu gehen, welches ein Hotspot für Birkhähne sein soll. Bereits der Anstieg zu diesem Punkt hatte es in sich, es ging relativ steil einen Berg hoch auf rutschigen Wegen, da es -22 Grad hatte, waren wir zunächst dick angezogen, auf Anraten Samuels jedoch den Anstieg nur mit T-Shirt gewagt was auch gut so war, denn während des 30 minütigen Aufstieg wurde es uns richtig warm und oben angekommen zogen wir unser durchgeschwitzte T-Shirts aus und schlüpften schnell wieder in die Dicken Klamotten für den nun anstehenden Ansitz. Ich selbst wurde etwas hinter dem Schirm mit der Schrotflinte abgelegt, Jürgen und Samuel pirschten noch weiter bis zum Ansitzschirm und Jürgen hatte eine 222. Remington für den Schuss auf den Birkhahn. Da es noch sehr dunkel war mussten wir noch ca. 20 Minuten warten bis wir die ersten schwarzen Umrisse am Himmel und entfernt in den Bäumen sehen konnten.
Mit dem Aufgehen der Sonne kamen die Hähne dann aber sukzessive Näher an den Schirm. Als sich eine Gruppe auf ca. 150m genähert hatte, hörte ich aus meiner zurückversetzten Position den ersten Schuss und sah einen Flug Birkhähne abstreichen. Kurze Zeit später kam eine neue Gruppe eingeflogen und setzte sich erneut auf ca. 140m auf den Böden und die kleinen Bäume. Erneut fiel ein Schuss und ich war sicher wir haben zwei Birkhähne. Bei mir kam während der ganzen Zeit leider nichts vorbei da sich alles auf dem Balzplatz abspielte, daher nutzte ich die Zeit für Fotos und die Beobachtung der einfliegenden Vögel. Nach ca. 1,5h war unser Ansitz für diesen Morgen dann vorbei und ich ging zu Jürgen und Samuel, diese hatten den Birkhahn bereits geborgen und waren dabei Erlegerfotos zu schießen. Der erste Schuss wurde leider von einem für Jürgen nicht sichtbaren Ast abgelenkt, so dass der erste Schuss den Birkhahn verfehlte. Zufrieden mit unserem ersten Ansitz machten wir uns auf den Rückweg steil bergab zu unserem Auto und fuhren in das Camp für ein ausgiebiges Frühstück. Unsere beiden anderen Gruppen die in etwas weiter entfernten Gebieten jagten blieben den ganzen Tag im Revier und hatten ihre Verpflegung mitgenommen. Am Nachmittag sollte es nun auf Auerhahn gehen. Nach kurzer Fahrt waren wir auch schon in Mitten des schwedischen Waldes und schnallten den Hund der uns zu dem Auerhahn führen sollte. Die Jagd mit dem Hund ist sehr spannend, da man an jeder Ecke auf einen Auerhahn treffen kann. Wir verfolgten den suchenden Hund aus etwas Entfernung um den evtl. vorhandenen Auerhahn nicht zu verscheuchen. Wir Pirschten für ca. drei Stunden hinter unserem Hund her. Die Pirsch ist sehr gemütlich, somit auch für körperlich nicht so fitte Jäger geeignet, nur der Boden mit seiner Art von Islandmoos in dem wir immer einsinken macht das Vorankommen nicht ganz so einfach. An diesem Nachmittag hatten wir leider kein Glück und konnten nur eine Henne sehen. Am Abend zurück im Camp trafen wir wieder auf unsere beiden anderen Pärchen, die ebenfalls während des Tages erfolgreich waren. Jeweils ein Jäger aus der Gruppe konnte einen Vogel erlegen. Das Resultat des ersten Tages waren 2 Birkhähne und 1 Auerhahn.

Der zweite Tag
Am zweiten Tag wechselten wir die Guides, so dass jede Gruppe einmal mit jedem Guide gejagt hatte. Diesmal ging es mit Jonas los und wir führen morgens wieder zur Birkhahnjagd jedoch in einen komplett anderen Revierteil. Hier war das Terrain sehr flach und nicht vergleichbar mit dem bergigen Aufstieg am ersten Tag. Im Revier angekommen, bezogen wir unseren Ansitzschirm, da Jürgen bereits seinen ersten Birkhahn hatte, war diesmal ich mit der Büchse dran. Der Platz war umringt von Wald bot aber eine schöne große Freifläche in der sich die Birkhähne gerne einfinden. Trotz besten Wetters wollten die Hähne uns heute aber nicht den gefallen tun und auf dem Balzplatz erscheinen. Gegen Mittag machten wir eine kurze Pause und fachsimpelten über die Jagd in Schweden, während wir bei herrlichstem Sonnenschein unsere Lunchpakete aßen. Anschließend sollte es wieder auf Auerhahn gehen. Bei der Fahrt zum Auerhahnrevier trafen wir auf eine Gruppe von Elchjägern, welche im Nachbarrevier eine kleine Elchjagd machten und dabei einen Elch erlegen konnten. Kaum angekommen ging es auch gleich los immer dem Finnspitz nach. Nach ca. 20 Minuten konnten wir schon den Hund bellen hören, er hatte einen Auerhahn entdeckt und aufbaumen lassen. Vorsichtig pirschen wir uns in Richtung des Hundes der noch ca. 200m von uns entfernt war. Da wir den Vogel noch nicht sehen können pirschen wir ganz vorsichtig weiter in Richtung des Hundes, der immer um den gleichen Baum herumläuft und bellt. Als wir auf ca. 120m herankamen knackte ein kleiner Ast und schon hatte uns der Auerhahn gesehen und strich davon. Etwas enttäuscht aber auch zufrieden, dass wir den ersten Auerhahn gesehen hatten ging es weiter und wir wollten den nächsten Hahn finden. Wir pirschten noch weitere zwei Stunfen und sahen zwei weitere Hähne, da diese uns jedoch schon zuvor sahen konnten wir nur beobachten wie sie wegflogen. Am Abend zurück im Camp präsentierte uns ein Jäger aus unserer anderen Gruppe stolz seinen Auerhahn, nach dem Birkhahn am ersten Tag konnte er somit am zweiten Tag bereits sein komplettes Ziel erfüllen und wollte ab dem nächsten Tag es ruhiger angehen lassen und mit denn beiden Begleitpersonen die Gegend erkunden und die nächsten Ortschaften besichtigen.

Tag Nummer drei
Am dritten Tag waren Jürgen und ich wieder mit Samuel unterwegs. Da der Morgenansitz leider keinen Erfolg brachte gingen wir früher zur Auerhahnjagd über. Bereits nach 10 Minuten sahen wir die ersten beiden Auerhähne allerdings nur im Flug und sie taten uns nicht den gefallen sich in der Nähe nieder zu lassen. Wir pirschten ruhig und vorsichtig weiter hinter unserem Finnspitz her durch die unberührte schwedische Natur und Wälder. Gegen Mittag legten wir eine kurze Pause ein und nahmen die die mitgebrachte Suppe zu uns. Da wir hier nicht mehr viele Auerhähne sahen wollten wir es noch an einer anderen Stelle probieren. Nach einer kurzen Fahrt ging es auch schon wieder los. Wie gewohnt der Finnspitz voraus und wir hinterher. Nach etwa 30 Minuten hörten wir plötzlich den Hund ganz aufgeregt bellen. Und Samuel stoppte sofort, da er genau wusste an Hand des Bellens, dass sein Hund einen Vogel gestellt hatte. Wir ließen Jürgen zurück damit wir möglichst wenig Bewegung für den Vogel hatten und pirschten uns sehr sehr langsam voran, damit der Auerhahn uns diesmal nicht entdeckt. Der Hund war ca. 300m vor uns und wir pirschten zuerst laufend durch den Wald und Dickicht später robbend immer näher an den Baum heran, unter dem unser Hund seinen Tanz veranstaltete. Als wir ca. 200m vor dem Baum waren, zuckten wir plötzlich zusammen, genau über uns war ein weiterer Auerhahn der uns nun entdeckte und gefühlt so groß wie ein Kondor über uns abzog. Ich dachte schon, dass war es jetzt da er den anderen gleich warnt, aber zu unserem Glück war der noch mit dem Hund beschäftig und ließ diesen nicht aus den Augen. Vorsichtig pirschten wir weiter und ca. 150m vor dem Baum richteten wir uns auf einem kleinen Hügel ein, von wo aus wir den Baum gut im Blick hatten. Dummerweise saß der Auerhahn genau in der Krone, so dass er fast immer von Ästen verdeckt war und es dauerte einige Zeit bis ich ihn ausmachen konnte, da quasi alles im Baum schwarz war und der Vogel somit mit seiner Umwelt verschmolz. Nach zehn Minuten suchen konnten wir endlich den Ast erkennen, der einen Schnabel hatte und somit war unser Hahn gefunden. Vorsichtig richtete ich meine 222. Remington aus und konnte den Auerhahn mit einem Schuss auf 150m aus der Krone schießen. Nach dem Schuss rannten wir schnell zu dem Vogel um zu verhindern, dass der Hund ihn schonmal vorbearbeitet. Überglücklich meinen Auerhahn auf einer sehr spannenden Pirsch erlegt zu haben, gingen wir zufrieden zurück zu Jürgen der uns bereits entgegen kam, da er den Schuss gehört hatte. Nach den obligatorischen Bildern fuhren wir zurück ins Camp. Beim Abendessen wurde der Plan für den nächsten Tag fixiert, da ich nun meinen Auerhahn hatte tauschten wir die Teams und ich sollte nun mit Andreas, der auch noch auf seinen Hahn wartete, gehen und Jürgen wollte erstmal ausschlafen. Am Abend erwartete uns dann noch eine Überraschung nach dem Abendessen sahen wir plötzlich Lichter am Himmel flackern und als wir nach draußen gingen, war der komplette Himmel hell erleuchtet mit Nordlichtern die für fast eine Stunde mal mehr mal weniger intensiv am Himmel tanzten.

Die letzten beiden Tage
An den letzten beiden Tagen folgten wir der gleichen Vorgehensweise wie zuvor, morgens war immer der Ansitz auf Birkhahn angesagt und ab mittags suchten wir mit den Hunden nach den Auerhähnen, ich selbst hatte nur den Auerhahn geplant, so dass ich keine weiteren Versuche unternahm noch einen Vogel zu bekommen. In den fünf Tagen konnte unsere Gruppe insgesamt sechs Birkhähne und vier Auerhähne erlegen und haben noch viele weitere gesehen. Auch wenn ich zu Beginn skeptisch war was die Auerhahnjagd außerhalb der Balzzeit betrifft muss ich nach dieser Jagd sagen, dass dies wirklich ein super Erlebnis war und die Jagd der Balzjagd in nichts nachsteht. Der Bestand an Waldvögeln hier ist sehr gut, so dass jeder Jäger gute Chance hat seine begehrte Trophäe auch zu bekommen. Neben Auer – und Birkhahn kann auch noch der Haselhahn und Schneehahn bejagt werden. Der Haselhahn ist jedoch eine komplett andere Jagd mit der Haselpfeife um den Vogel anzulocken und der Schneehahn wird im Winter ohne Hund bejagt. Erfolgreich und zufrieden fuhr unsere Gruppe am siebten Tag wieder zurück nach Oslo, um den Heimflug anzutreten. Die Vögel hatten wir hierbei direkt im Gepäck mitnehmen können, so dass auch keine weiteren Transportkosten anfielen. Einer unserer Mitjäger hatte sofort in Schweden gleich den nächsten Trip auf die Vögel gebucht und fliegt dieses Jahr bereits zum dritten Mal in das schwedische Särna. Wer nicht unbedingt die Balzjagd auf Auerhahn erleben möchte ist mit Schweden sehr gut bedient und hat zudem eine deutsche Jagdführung, sowie keine speziellen Vorbereitungen wie Visa oder sonstiges zu beachten da Schweden Mitgliede der EU ist.



Weitere Details zur Jagd in Schweden
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