Jagdberichte

Muntjak

Jagd auf Muntjak und Wasserreh in England

Zur Vampirjagd nach England

Bei der Jagd in England denkt man gleich an die kapitalen Böcke in Südengland. England hat jedoch auch andere sehr interessante Wildarten zu bieten, welche weltweit nur hier bejagt werden können. Bei diesen beiden Exoten handelt es sich um den Muntjak und das chinesische Wasserreh (CWD), kennzeichnend für beide sind die Eckzähne welche sie etwas wie Vampire aussehen lassen. Beide Arten sind aber reine Pflanzenfresser. Die Jagdzeit beginnt im November und reicht bis in den März, so dass beide Arten in der für uns deutsche Jäger eher ruhigen Zeit im Februar und März bejagt werden können. Nach einiger Recherche über die Exoten stand mein Entschluss fest im Februar nach England zu fliegen um die Jagd auf diese beiden Spezies auszuüben.
Auf Grund der Körpergröße von Muntjak und CWD kleiner wie ein Reh, entschied ich mich entgegen meiner normalen Vorgehensweise diesmal keine eigene Waffe mitzunehmen, sondern eine zu leihen. Die vorhandenen 30-06 und 243 Win sind völlig ausreichend für das Wild und die Bedenken wegen des Rückstoßes, wie es teilweise in Afrika mit Leihwaffen im Kaliber 375H&H vorkommt, sind hier völlig unbegründet. Ein weiter Vorteil ist, dass in England Schalldämpfer erlaubt sind, so dass die Jagd auch für empfindliche Jäger ohne Ohrenschützer möglich ist. Gesagt getan, nach längerer Planung entschied ich mich für ein Gebiet nördlich von London in der Region Bedfordshire. Die meisten Jäger nehmen in London einen Leihwagen und fahren selbst zum Jagdgebiet, dies hat auch den Vorteil flexibler zu sein falls die Jagd früher erfolgreich beendet ist oder man abends noch etwas unternehmen möchte. Da für mich in diesem kurzen Aufenthalt jedoch die Jagd im Vordergrund stand, hatte ich mich für eine Flughafenabholung entschieden und wurde bei der Ankunft in London bereits von meinem Guide Mike erwartet.
Die zweistündige Fahrt auf die Farm nutzten wir bereits um etwas über die Art der Jagd sowie die Biotope der beiden Exoten zu sprechen. Am Farmhaus angekommen, machten wir zusammen mit Jason dem zweiten Guide einen Plan für den nächsten Tag und verabschiedeten eine Gruppe Holländer welche die 3 Tage zuvor sehr erfolgreich auf 4 Muntjaks gewaidwerkt hatten. Die gesehenen Trophäen ließen meine Vorfreude auf den nächsten Tag noch ansteigen. Wie im Flug verging die Nacht in dem einfachen aber gemütlichen B&B Haus und nach einem englischen Frühstück ging es früh morgens los.

Der erste Tag
Der erste Tag war für die Muntjakjagd reserviert. Nach 20minütiger Fahrt erreichten wir das Jagdgebiet, ein größeres Waldstück mit vielen Wald/Wiesenrändern und viel Unterwuchs, der ideale Lebensraum für Muntjaks. Wir pirschten zuerst entlang der Waldkante in Richtung kleiner Einbuchtungen im Wald wobei wir bereits einige jüngere männliche Muntjaks sowie einige weibliche entdeckten. Neben Muntjak zogen auch einige Sprünge Rehe über die Weide und verschwanden im Wald, als sie uns bemerkten. Die älteren Muntjaks sind in der Regel im Unterholz und ducken sich während des Tages um nicht entdeckt zu werden. Da Februar und März jedoch Brunft ist, hat man auch die Chance die Muntjaks an der Waldkante zu bejagen, wenn sie sich zu den Geisen stellen. Bei uns sollte das an diesem Tag nicht der Fall sein und da die ersten Versuche nur junge Muntjaks zeigten, versuchten wir unser Glück innerhalb des Waldes der einige Blösen bot.
Immer wieder sehen wir Muntjaks im Unterholz abspringen leider entdeckten sie uns immer bevor wir sie sehen können. Gegen 11 Uhr schließlich brachen wir die Jagd ab, da sich die Muntjaks über Mittag zur Ruhe legen und eine Bejagung keinen Sinn mehr verspricht, 15:30 legten wir fest, dass wir an einer anderen Stelle unseren Abendstalk durchführen wollen.
Nach einem kurzen Mittagessen in einer der Gaststätten im Ort und etwas Schlaf ging es pünktlich um 15:30 wieder los. Diesmal befanden wir uns in einem größeren Forstbereich mit abwechselndem Hochwald, Dickung und Freiflächen mit Unterholz und Äsung. Schon seit 7 Wochen versuchte mein Guide in diesem Gebiet vergeblich einen speziellen Muntjak zu erlegen, gesehen hatte er ihn öfters jedoch meist nur den Wedel, da der schlaue Muntjak die Jäger bisher immer kommen sah. Mit dieser Info im Hinterkopf bewegten wir uns besonders vorsichtig auf den Waldwegen von einer Dickung zur nächsten um die Freiflächen abzuglasen. Die 30-06 Leihwaffe wurde auf minimale Vergrößerung eingestellt, so dass wir auf die kurze Entfernung mit der wir hier rechnen mussten keine Zeit beim Einstellen verlieren würden. Die ersten Dickungen wurden umschlagen ohne eine Sichtung. Bei der dritten jedoch hörten wir plötzlich ein Krachen direkt auf uns zukommen und ehe wir uns versahen rast ein junger Muntjak aus der Dickung zwischen uns hindurch und hätte fast meinen Führer von den Beinen gerissen. So schnell er kam war er auch in der nächsten Dickung verschwunden, kurze Zeit später entdeckten wir den Grund für den „Blitzangriff“ ein sehr starker Fuchsrüde war im Unterholz unterwegs und hatte den Muntjak aufgeschreckt.

Nach dieser Aktion ging es für uns wieder auf leisen Sohlen konzentriert weiter zur nächsten Freifläche. Plötzlich sahen wir das hohe Gras wackeln und verhoffen hinter einem Gebüsch in Deckung. Mit dem Fernglas beobachteten wir das Gras, konnten jedoch noch nichts entdecken Somit hieß es näher heranpirschen an einen besser postierten Baum. Von der neuen Position erkannten wir den Muntjak wie er im Gras äst, der Wind stand gut für uns. Langsam wurde das Zweibein in Position gebracht, die Waffe aufgelegt und in Anschlag gebracht. Nur keine hastigen Bewegungen dachte ich, da der Muntjak sehr aufmerksam ist kann die leichteste Bewegung zwischen Erfolg und Misserfolg entscheiden. Der Muntjak war noch etwas näher herangezogen und äst nun ca. 50m vor uns, der Zielstachel erfasst die Kammer und beim nächsten Aufwerfen des Kopfes bricht der Schuss, der Muntjak fällt im Knall und nach 7 vergeblichen Wochen hatten wir den Monstermuntjak erlegt. Nach den obligatorischen Bildern trugen wir den Muntjak zurück zu unserem Jeep und fuhren zurück zur Farm wo Jason bereits auf uns wartete und den Muntjak in Augenschein nahm.

Tag 2
Für den nächsten Tag vereinbarten wir, dass ich mit Jason auf Chinesisches Wasserreh pirschen würde. Hierzu mussten wir ca. 1h fahren, da Wasserrehe mehr in offenen Park/Feldlandschaften vorkommen und weniger im Wald wie die Muntjaks. Am nächsten Morgen waren wir etwas früher unterwegs um die längere Fahrtstrecke einzuplanen. Unsere erste Station war eine Plantage für Elefantengras welches zur Energiegewinnung eingesetzt wird. In diesem Gewächs finden die Wasserrehe idealen Unterschlupf und können direkt auf die umliegenden Wiesen wechseln. Zwischen dem Elefantengras befanden sich Mähschneisen, so dass die Wasserrehe die Deckung nur kurz verlassen mussten auf der anderen Seite bot dies auch gute Möglichkeiten für uns Jäger an die Wasserrehe heranzukommen. So pirschten wir Schneise um Schneise durch das Elefantengras, sahen jedoch hauptsächlich kleinere Wasserrehe woraufhin mein Guide sich entschloss ein zweites Jagdgebiet in der Nähe anzufahren. Hierbei handelte es sich um offene Flächen mit kleineren Feldgehölzen und Hecken, ein wirkliches Niederwildparadies.
Kaum hatten wir mit unserem Pirschgang angefangen hörten wir in der Ferne Hundegebell. Zunächst dachten wir uns nichts dabei und setzten unsere Pirschjagd fort und sahen auch einige Hasen, Fasanen und vereinzelte weibliche Wasserrehe. Ca. 10 Minuten später kam das Gebell der Hunde direkt auf uns zu gefolgt von lautem Pferdegalopp. Wir mussten feststellen, dass an diesem Tag nicht nur wir hier auf Wasserrehe aus waren sondern zusätzlich eine traditionelle Fuchsjagd zu Pferde mit Hunde stattfand, wobei dies natürlich streng nach den neuen Gesetzen auf einer kalten künstlichen Fuchsfährte durchgeführt wurde, was mir mein Guide sofort mitteilte, als er die Reiter sah. Da durch die Fuchsjagd zuviel Beunruhigung entstand entschlossen wir uns die Jagd zu beenden und erst am Nachmittag erneut in diesem Gebiet zu jagen.
Pünktlich um 15:00 Uhr ging es wieder in das besagte Revier und nun hatten wir es wirklich für uns alleine ohne Fuchsjäger. Wir pirschten alle Feldgehölze und Hecken entlang und sahen erneut verschiedene Wasserrehe. Diese entdeckten uns jedoch zuerst oder wenn nicht, waren es meist weibliche oder junge Böcke. Wir sahen zwei alte gute Böcke, konnten uns jedoch nicht in Schussentfernung nähern. Als wir uns bereits auf den Rückweg machten entdeckte Jason ein einzeln stehendes Wasserreh in größerer Entfernung. Die Ansprache mit dem Spektiv ergab ein guter Bock. Wir hatten jetzt zwei Feinde gegen uns, zum einen stand der Bock auf einer freien Fläche und konnte somit alles überblicken, zum anderen begann es bereits zu Dämmern und wir durften nicht viel Zeit verlieren.
In schnellem Pirschschritt, aber immer geduckt, von Hecke zu Hecke näherten wir uns der besagten Freifläche bis wir zur letzten langgezogenen Hecke kamen. Da es keinen Weg außen herum gab, blieb uns nichts anderes übrig als durch ein kleines Loch unter der Hecke hindurch zu kriechen. Auf der anderen Seite angekommen, waren wir bereits auf der Freifläche und konnten im Liegen immernoch den Bock ca. 160m vor uns äsen sehen. Vorsichtig positionierten wir die 243 Win mit Schalldämpfer und angebautem Zweibein und ich machte mich fertig. Mittlerweile war die Dämmerung bereits weit fortgeschritten, so dass der Bock auf 160m in einem 6 Fach vergrößernden Zielfernrohr ohne Leuchtpunkt relativ klein und unscheinbar erschien. Trotz der Dunkelheit konnte ich den Bock noch ins Zielfernrohr bringen und betätigte den Abzug als der Bock breit stand, da jedoch vermeintlich kein Schuss brach und der Bock noch stand betätigte ich den Abzug erneut woraufhin der Bock nicht mehr im Zielfernrohr zu sehen war, ich aber wieder keinen Schuss gehört oder gespürt hatte. Mein Guide klopfte mir zufrieden auf die Schulter und meinte der Bock liegt. Erst jetzt wurde mir klar was passiert war, aus Gewohnheit hatte ich meinen Ohrenschützer auf, schoss aber zum ersten Mal mit einer Waffe mit Schalldämpfer wodurch beim Schuss kein Knall zu hören war und der Rückstoß der .243 ebenfalls vernachlässigbar bzw. dank der Anspannung nicht vorhanden war. Der Schuss saß gut, so dass der Bock kurz taumelte, was ich nach dem Schuss im Zielfernrohr interpretierte er würde noch stehen, und dann auf der Stelle zu Boden ging.
Überglücklich über den Erfolg gingen wir zu dem erlegten Bock, gaben ihm den letzten Bissen und ich erhielt den Bruch von Jason. Anschließend fuhren wir zurück zur Farm wo Mike bereits meinen Muntjak vom Vortag als Cape geschnitten hatte. Da ich bereits nach 2 von 3 gebuchten Tagen meine beiden gewünschten Trophäen hatte nutzte ich den letzten Tag zum Entspannen und erkundete etwas die Ortschaft in der ich im B&B Haus untergebracht war.
Am nächsten Tag frühmorgens ging es zurück nach London zum Flughafen, um die Rückreise anzutreten. Im Gepäck hatte ich Erinnerungen an eine schöne Jagd, die zum einen relativ schnell erreichbar und mit 2-3 Jagdtagen auch für Kurztrips geeignet ist, zum anderen durch die nicht zu schweren Pirschgänge und das meist ebene Gelände auch für Jäger geeignet ist die weniger anstrengende Jagden bevorzugen.

Weitere Details zur Jagd in England
Wasserreh